Umdenken pt.1

Amateurfunksatelliten / Telemetrie und Rankinglisten

Meine Motivation ändert sich gerade. Ja, ich hatte es mir jahrelang auf die Fahne geschrieben, die Telemetrie aller auf Amateurfunk-Frequenzen aktiven Satelliten zu dekodieren und deren Telemetrie sichtbar zu machen. Zu einem Großteil ist mir das bisher (bzw. in Teamarbeit) auch immer gelungen.
Wenn neue Modulationsarten eingesetzt werden haben wir in Kürze einen funktionierenden Decoder – sowohl für Windows als auch für Linux). Da stecken wir viel Arbeit rein – ein gutes Beispiel ist hier ESEO, die eigentlich nur Blödsinn veröffentlicht haben und wir aus öffentlichem Halbwissen und hohem Entwicklungsaufwand funktionsfähige Decoder der Amateurfunkgemeinde zur Verfügung gestellt haben. Mein Teil war dann immer die dekodierten Daten in Telemetriedekoder umzusetzen. Diese sind weltweit im Einsatz – zumindest von all den „Verrückten“ (wie ich), die für das Sammeln von Telemetrie (und deren Analyse) einen beträchtlichen Teil ihrer Freizeit investieren.
Die Motivation liegt bei mir im Veröffentlichen der Daten und zumindest dem Aufzeigen der wissenschaftlichen Analyse von Telemetriedaten. Hier kann man unheimlich viel sehen, interpretieren und natürlich lernen.
Es ist mitunter aber sehr schwierig, den Teams die entsprechenden Telemetrie-Spezifikationen zu „entlocken“. Es gibt Teams, die sich prinzipiell weigern, Daten zu veröffentlichen. Manche geben Informationen nur teilweise, manche nur mit dem Versprechen sie nicht zu veröffentlichen, preis. Man glaubt gar nicht, was man da alles erlebt. Das kann alles nicht sein.

Es hat ansich nichts mit Amateurfunk an sich zu tun – wenn Wettbewerbe ausgeschrieben werden, wer z.B. die meiste Telemetrie empfängt und weiterleitet. Aber ganz ehrlich – das ist es doch, was die Leute inspiriert. Denkt man, dass z.B. so viel FUNCUBE-x Telemetrie gesammelt würde, wenn es keine Ranking-Liste gäbe? Ich wette, dass mehr als 2/3 der Leute sich überhaupt nicht mit der Telemetrie an sich beschäftigen.

Mit meiner Software sammeln wir all die empfangene Telemetrie weltweit und speichern sie in einer Datenbank ab. Das haben Jan, PE0SAT und ich vor ein paar Jahren angefangen. Irgendwann ist uns dieses Projekt über den Kopf gewachsen, da die Datenmengen zu groß wurden und ich habe mich wirklich sehr schweren Herzens und mit großem Argwohn dazu hinreißen lassen, unsere Datenbank in die SatNOGS Datenbank zu überführen. Dort sind mittlerweile 32 Millionen Telemetrie-Datenpakete (März 2019) gespeichert. Davon hätte GENSO damals geträumt… Zum einen bin ich stolz auf diese „Leistung“ – zum anderen sehe ich aber auch, wie
a) diese Daten kostenlos (und dank los) von den Satelliten-Betreibern genutzt werden können und
b) auch hier wieder das menschliche Ego heraus kommt

Fast 20 Mio. Einträge stammen von CAS-4 – der Grund ist ganz einfach: Diese Satelliten senden kontinuierlich Telemetrie (die nicht besonders wertvoll ist) – aber aufgrund ihrer Menge die Leute in den Ranking-Listen nach oben steigen lässt.

All das wäre akzeptabel, wenn auch der Rest stimmen würde. Dafür versuche ich mich einzusetzen und dafür versuche ich mich stark zu machen. Viele Universitäten haben wenig Ahnung von Amateurfunk, viele Projekte keinen Bezug zum Amateurfunk – und trotzdem bin ich der Meinung das man auch nach dem Start einer Mission beides noch „nachholen“ kann – gegenseitig voneinander lernen und „wissensmäßig“ profitieren kann. Auch hier gibt es hervorragende Beispiele, wie es funktioniert – aber auch Dinge, die man lieber nicht nennen möchte.
All diese Dinge im Vorfeld zu erkennen – aufgrund der Papierlage im Antragsformular für die Frequenzkoordination – ist unmöglich. Abgesehen, dass das Instrument der Koordinierung von vielen überhaupt nicht genutzt wird. Schade ist aber, wenn daraus dann keine Konsequenzen erwachsen. Am Anfang „schimpft“ man darüber, dass ein Satellit putzmunter und in hohem Intervall Daten auf 70cm sendet – irgendwann wird es aber still und keiner kümmert sich mehr darum. Somit werden doch diejenigen fast bestraft, die den Aufwand der Frequenzkoordinierung auf sich nehmen.

Also demnächst mehr Qualität und weniger Quantität. Es lohnt sich darüber nachzudenken …